Anja Behne

Medien­beratung und Pro­jektl­ei­tung: DIHK-Bundessiegerin Anja Behne

Medienberatung bei Roco-Druck im niedersächsischen Wolfenbüttel

Beraten – begleiten – berechnen

Von Helga Ballauf   Stühle rücken, Lachen, Gemurmel. Die Schulung ist zu Ende; im Hin­ausg­e­hen besp­r­ec­hen zwei noch schnell, wann genau am Nach­mit­tag die Lieferung fer­tig wird. Dann kehren die Beschäf­ti­gten der Roco-Druck GmbH im niedersäch­si­schen Wolfenbü­t­tel an ihre Arbeits­plätze zurück, ins Auf­tragsb­üro, zur Plattenherstellung, an die Druck-, Heft- oder Falz­masc­hine, in den Ver­sand­raum. Bei der inter­nen Mit­arbeiterfort­bil­dung ging es heute um die neue­sten Online-Aktiv­i­t­äten der Firma. In dem kleinen Unte­r­neh­men mit 18 Beschäf­ti­gten werden nach und nach alle Abteilu­ngen ihre Arbeit vors­te­llen und mit den Kolle­gen der vor- und nachgelage­r­ten Bereiche besp­r­ec­hen, wie die Abl­äufe flotter und fehlerfr­eier zu org­a­nisieren sind.

Da ist Anja Behne in ihrem Element. Je besser die abteilungsübergreifende Team­arbeit funk­tioniert und je flüssiger die Auf­tr­ags­abwi­c­klung läuft, um so leichter kann sie ihre Aufgabe als Pro­jektleiterin erfü­llen. Die junge Medi­en­be­ra­terin hat hier 2009 ihre Aus­bil­dung mit Auszeich­nung beendet. Von Anfang an stand fest, dass sie den Chef entl­a­sten und eine koord­i­nierende Funk­t­ion über­ne­hmen soll. Behne erste­llt nach Kunden­anfrage Ang­ebote, kalku­liert den Preis und begleitet alle Stufen der Fer­tigung im Haus bis zur Ausli­ef­erung und Rechnun­g­sstellung. Ein anspruch­voller Posten für eine junge Frau, die gleich nach dem Abitur mit der Berufsaus­bil­dung begann: „Ich habe gelernt, viel Ver­antwor­tung zu über­ne­hmen, mich durchzubeißen und auch mal an die eigenen Gren­zen zu kommen“, sagt sie und fügt hinzu: „Ich arb­eite gerne unter Druck, deshalb passt die Her­ausfor­derung.“

Die besten Lehrer, die ich je hatte

Eine entscheidende Rolle bei Anja Behnes Werdegang hat die Walter-Gro­pius-Berufs­fachschule Druck- und Medientech­nik in Hildes­heim gespielt. Junge Leute, die im südl­ichen Niedersach­sen Dru­ckerin, Medien­gestal­ter, Siebdru­c­ker oder Buchbinderin werden wol­len, besuc­hen nach bestande­ner Eignungs­prüfung zunächst ein Jahr lang diese Schule mit ihren Werk­stätten und The­o­rieräu­men. „Die besten Lehrer, die ich je hat­te“, schwärmt Behne. Eigent­lich wollte sie Med­i­en­desig­nerin werden, doch die Lehrkräfte rieten ab. „Sie sagten: Nur wer sehr, sehr gut ist, kann als reiner Gestalter auf dem Markt Fuß fas­sen“, erinnert sie sich. Zugleich empfa­h­len sie ihr die Fac­hrich­tung Medien­beratung, „weil sie merkten, dass ich offen bin und von allen Themen etwas wis­sen will“. Auch der Tipp, sich bei Roco-Druck für die weitere Aus­bil­dung im zweiten und dritten Lehrjahr zu bewer­ben, kam von der Schule.

Geschä­ftsführer und Inh­aber Nael El Nahawi weiß die Vor­arb­eit der Berufsschule sehr zu schät­zen. „Es ist güns­tig, wenn die Auszu­bil­denden bereits mit einem gewis­sen Vor­wis­sen und mit Fachvokabular in den Betrieb kommen“, sagt der gele­rnte Schri­ft­setzer und Dru­ck­t­ech­niker. Er hat von den Lehrern erfa­hren, was hinter dem Beruf Medien­gestal­ter/in für Digi­tal- und Print­medien, Fac­hrich­tung Medien­beratung steckt und schnell erkannt: Jemand mit die­sen Fähigkeiten passt gut in seinen kleinen Betrieb. „Medien­beratung ist ein Beruf mit Perspek­tive“, sagt El Nahawi, „in der Vor­stufe dag­egen werden immer weniger Leute gebraucht.“

Auftragsbearbeitung wird wichtiger

Das sieht Anja Behne genau so: „Die Auf­tragsbe­arbei­tung wird laufend wich­tiger. Außer­dem müs­sen wir neue Wege gehen, um Kunden zu binden.“ Es lohnt sich beis­pielsweise, hat man bei Roco-Druck erkannt, man­chem Auf­tra­ggeber den Versand abz­u­ne­hmen. Im Lager­raum der Firma sta­peln sich Kunstb­ände, Ordner mit Loseblatt-Sammlungen und Pak­ete mit groß­forma­tigen Preisschildern. Und Behne erklärt, in welchem Fall sie die Filialen des Kunden in ganz Deutsc­h­land beliefert und in welchem Fall die Firma den Einzelv­e­r­sand an den End­v­erbraucher übernimmt. „So werde ich auch zur Logis­tik­fachfrau“, sagt die Medi­en­be­ra­terin und lacht.

Dane­ben kooperiert Roco-Druck mit anderen Firmen, um den Bestellern Besonderes zu bieten, etwa eine Lasers­tanzung im Buchein­band. Immer wich­tiger wird der Med­i­enmix – das hat die Pro­jektleiterin schon in der Schule gelernt. So führt die Firma beipiel­s­weise Online-Bestell­systeme für Visi­tenk­arten oder per­sonalis­ierte Gutscheine ein.

Den Anschluss nicht verlieren

Parallel zum Job hat Anja Behne inzw­isc­hen das Fern­stud­ium „Med­i­enmanagem­ent“ in Han­no­ver beg­on­nen mit Präsenzzeiten am Sams­tag. Ein ordent­licher Zuschuss der Stif­tung Bega­b­t­enförderung ist ihr sicher. Gleich weiterm­ac­hen, den Ans­chluss nicht verl­ieren – das ist Behnes Devise: „Alles andere wäre Zeitverschwendung“, sagt sie. Dabei hat die junge Frau weder eine fer­tige Karr­iereplanung im Kopf, noch will sie beim Lernen ein Turbotempo hinl­egen.

So hat die Abiturien­tin volle drei Jahre Berufsaus­bil­dung gemacht und auf das mög­l­iche Vorzi­e­hen der Prüfung ver­zich­tet: „Der Stoffberg ist ohnedies so hoch und dau­ernd kommt Neues hinzu!“ Vor der Abschluss­prüfung nahm Behne drei Wochen Urlaub, um sich ganz aufs Lernen kon­zent­r­ie­ren zu können und der leichten Panik Herr zu werden, die sie erfasst hatte. Dass die Strategie rich­tig war, hat ihr gutes Absc­h­neiden bewie­sen.

Eine Weile hatte die Medi­en­be­ra­terin überlegt, gleich nach der Aus­bil­dung in der Firma aufzuhö­ren und ein Vollzei­t­stud­ium zur Berufsschul­lehrerin anzufangen. Anja Behne ver­fol­gte die Idee jedoch nicht weiter: „Warum soll ich die Stelle aufge­ben, wenn Betri­eb­sk­lima und Inhalte stimmen?“ Und die Opt­ion, später mal auf Lehrerin umzu­sat­teln, hat sie ja immer noch.

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